Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung // Berlin

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EIN HAUS FÜR JEDERMANN

Obwohl es sich bei dem Wettbewerbsgelände um eine unbebaute Fläche handelt, die momentan als Parkplatz genutzt wird, ist dieser Ort weit entfernt davon eine Tabula rasa zu sein. Die Lage am Ostbahnhof ist nicht nur angereichert mit Geschichte, sie steht auch unter dem Einfluss von politischen ökonomischen und kulturellen Kräften beziehungsweise Interessen. Rosa Luxemburg hätte vermutlich selber keinen passenderen Ort wählen können. An dieser Stelle schlagen wir ein Gebäude vor, das sich aufteilt in rationelle und gerasterte Grundrisse und eine freies Innenhofkonglomerat aus Treppen, Aufzügen und Schächten, das sich über die Zeit anpassen lässt ohne das strukturelle Konzept des Gebäudes zu stören – eine gebaute manifestation von Spontanität und Organisation.

KONZEPT

Das rechteckige Gebäude hat einen offenen Innenhof, was dazu führt, dass die Geschosse nur sieben Meter überspannen zwischen äusserer und innerer Fassade. Weder Stützen noch aussteifende Wände beeinträchtigen den Innenraum, was die Bürogeschosse flexibel macht für nterschiedliche Raumaufteilungen und Wechsel über die Zeit. Durch die geringe Gebäudetiefe werden die Geschosse mit viel Tageslicht versorgt und natürliche Querlüftung ist nicht nur möglich, sondern bietet sich geradezu an. Während die Büroflächen nach einem rigiden und rationellen System organisiert sind, folgt die Vertikalerschließung einer spontanen Logik; Treppen, Aufzüge und Schächte sind in den Innenhof verlegt und als kleine Türme ausgebildet oder im Fall der Treppen als gedeckte und offene Brücken. Dies entlastet und vereinfacht nicht nur die Büror.ume, es schafft auch eine klare Trennung zwischen der strengen Gebäudestruktur, die eine viel längere Lebensdauer haben wird und den mechanischen Installationen, welche sich mit der Zeit ändern und durch neue Technologien ersetzt werden.

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EIN HAUS FÜR JEDERMANN

Das Haus hat eine Stimme.

Die Stimme sagt: “Wer sich nicht bewegt spürt seine Fesseln nicht.” Rosa Luxemburg war ständig in Bewegung, so als wäre ihr Leben ein seltsamer Tanz. Der Walzer einer kleinen hinkenden starken Frau. Auch wenn der Platz heute eine Brachfläche ist, die sich wenig zum Tanzen eignet, so befinden wir uns doch an einem wichtigen Kreuzungspunkt in Berlin. Sowohl historisch und architektonisch als auch mit Blick auf die politische und die ökonomische Entwicklung. Alles ist Bewegung. Jeder fühlt die Ketten. Paul Celan schrieb einmal über Rosa Luxemburg das sie für JEDERMANN kämpft! Um ein Stück Brot genauso wie um das tiefst Menschliche. Ein Haus für JEDERMANN hat bereits eine Geschichte bevor es eigentlich gebaut ist. Ist Teil dieser kleinen Frau mit der großen Stimme. Ein Mensch für alle, dessen Rock eine Flagge, ein Symbol für die Freiheit war. Die Freiheit in Gedanken und die Freiheit der Seele! Man kann sagen, dass Rosa Luxemburg fest an die Stärke der Schwachen glaubte. Wenn sich die Schwachen vereinen könnten sie mit ihrer Kraft Berge versetzen. Und den vermeintlich Starken rief sie zu: Ihr stumpfen Schergen! Eure “Ordnung” ist auf Sand gebaut! “Ordnung herrscht in Berlin” schrieb sie noch kurz vor ihrer Ermordung ironisch in einem Artikel, während draußen schon der Mob in den Straßen patrouillierte. Das erschreckte viele, aber nicht Rosa Luxemburg. Sie lebte in ihrem “Kadaver von einem Körper”, voll von Lebenslust. Es ist genau diese Lebenslust, die wir mit unserem Gebäude widerspiegeln wollen. Licht. Einen Ort der Bewegung. Einen Platz an dem das Steife einen Sprung macht, in Bewegung kommt.

Das Vermächtnis von Rosa Luxemburg handelt vom Wunder des Lebens. Die Ehrfurcht für unsere Zeit auf Erden, welche nicht vergeudet werden soll in Schützengr.ben und welche uns nicht von einem Schwarm Haien veruntreut werden soll. Das, worüber Rosa Luxemburg sprach, ist der Zauberschlüssel zum Glück des Lebens.

Für jedermann

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